Aussenhandel Deutschland-Schweiz per Ende September 2024
Der bilaterale Handel zwischen der Schweiz und Deutschland zeigte von Januar bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahr gemischte Tendenzen. Während der Gesamthandel der Schweiz leichte positive Impulse verzeichnete, war der direkte Handel mit Deutschland von spürbaren Rückgängen betroffen. Die Exporte der Schweiz stiegen um 0.4%, während die Importe um 2.1% zurückgingen.1 Besonders auffällig war der Rückgang im Handel mit Deutschland: Die Exporte in das Nachbarland sanken um 3.4%, und die Importe aus Deutschland gingen um 4.4% zurück.
Die Einschätzung der aktuellen Lagen ist auf beiden Seiten getrübt, die Unternehmen belasten ähnliche Probleme (wie Fachkräftemangel, Bürokratie, Energie- und Rohstoffpreise).
Die chemisch-pharmazeutische Industrie blieb weiterhin der bedeutendste Sektor im bilateralen Handel. Der Import chemisch-pharmazeutischer Produkte aus Deutschland stieg um 4.0% auf 10.4 Milliarden Schweizer Franken, was zeigt, dass dieser Bereich nach wie vor einer der wenigen Warengruppen ist, die ein kontinuierliches Wachstum verzeichneten. Andere bedeutende Sektoren entwickelten sich hingegen rückläufig. So sanken die Importe von Metallen um 10.3% auf 4.4 Milliarden Franken, Maschinen und Elektronik gingen um 6.8% auf 7.0 Milliarden Franken zurück, und die Importe von Fahrzeugen verringerten sich um 2.7% auf 5.2 Milliarden Franken. Auch der Uhren- und Schmucksektor verzeichnete einen Rückgang von 4.4%, wodurch die Importe auf knapp 2 Milliarden Franken fielen.
Auf der Exportseite zeigte sich ein ähnliches Bild. Während die Exporte von chemisch-pharmazeutischen Produkten nach Deutschland leicht um 0.8% auf 12.4 Milliarden Franken anstiegen, sanken die Exporte in anderen Bereichen. Der Export von Metallen ging um 12.4% auf 3.2 Milliarden Franken zurück, und Maschinen, Apparate und Elektronik verzeichneten ein Minus von 6.1% auf 5.5 Milliarden Franken. Besonders stark war der Rückgang bei den Fahrzeugexporten, die um 18.9% auf 838 Millionen Franken einbrachen. Auch der Export von Präzisionsinstrumenten, Uhren und Schmuck sank um 2.5% auf rund 3 Milliarden Franken.
Lage bei den Schweizer Unternehmen
Die Ergebnisse der AHK-Business Outlook Herbst-Umfrage, die unter unseren Schweizer Mitgliedsunternehmen durchgeführt wurde, zeigen, dass die Erwartungen eher verhalten bleiben. Rund 31% bzw. 43.8% der Schweizer Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage als gut respektive befriedigend, während 25% sie als schlecht einstuften. Für die kommenden zwölf Monate erwarten 65.6% der Unternehmen keine Veränderung, und nur 21.9% gehen von einer Verbesserung aus. Zudem zeigt die Umfrage eine zurückhaltende Konjunkturerwartung: 34.4% der Unternehmen rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, während nur 9.4% auf eine Verbesserung hoffen. Diese verhaltenen Erwartungen spiegeln sich auch in den Investitionsplänen wider. 34.4% der Unternehmen planen, ihre Ausgaben zu reduzieren, und 9.4% sehen keine Investitionen vor. Diese Zurückhaltung könnte die Rückgänge im Handel mit Deutschland erklären, da sowohl die Nachfrage als auch die Investitionstätigkeit in der Schweiz rückläufig sind.
Die grössten Risiken, die von den Schweizer Unternehmen genannt wurden, betreffen die Nachfrage (67.7%), steigende Arbeitskosten (41.9%) und den Fachkräftemangel (35.5%). Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wurden von 51.6% der Unternehmen als Herausforderung betrachtet. Diese Unsicherheiten führen zu einer allgemeinen Zurückhaltung bei den Investitionen: 34.4% planen geringere Ausgaben, und 29% erwarten eine Reduktion der Beschäftigtenzahl.
Trotz dieser Herausforderungen zeigt die Umfrage, dass sich die Wettbewerbsposition der Schweizer Unternehmen in den letzten fünf Jahren bei 37.5% der Befragten verbessert hat, während sie bei 46.9% stabil blieb. Allerdings wurde die Kostenstruktur, insbesondere die Kosten für Vorprodukte, von 58.1% der Unternehmen als negativ bewertet. Diese Belastungen könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exporteure beeinträchtigen und zu den beobachteten Rückgängen im Handel mit Deutschland beitragen.
Einschätzung der deutschen Unternehmen
Nach der aktuellen Herbstumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer DIHK2 zeigte sich bei der Stimmung der deutschen Unternehmen ein düsteres Bild ab. Nur noch 26% (nach zuvor 28% im Frühsommer) der deutschen Unternehmen sehen danach ihre aktuelle Geschäftslage als «gut» an. 25% nach zuvor 23% bezeichnen die Lage als «schlecht». Hinzu kommen deutliche Hinweise auf eine Deindustrialisierung. Ein Drittel der Unternehmen will seine Investitionen am deutschen Standort zurückfahren, in der Industrie sind es sogar deutliche 40%.
Mehr als jeder zweite Befragte bewertet unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (57%), Arbeitskosten (54%) oder Fachkräftemangel (51%) als brisantes Geschäftsrisiko. Rund 49% der Unternehmen geben die Energie- und Rohstoffpreise als ein Problem an.
Prognose für den Wirtschaftsverkehr Deutschland-Schweiz
Die pessimistische Einschätzung vieler Unternehmen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung und die zurückhaltende Investitionsplanung könnten dazu führen, dass sich der Handel zwischen der Schweiz und Deutschland auch in den kommenden Monaten verhalten entwickelt. Hüben wie drüben treiben die Unternehmen, wenn auch mit leicht unterschiedlicher Gewichtung, ähnliche Probleme um. Als grösste Risiken werden Nachfrage, wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Arbeitskosten, Fachkräftemangel und nicht zuletzt die Energie- und Rohstoffpreise. Trotz der bestehenden Herausforderungen bleibt die enge wirtschaftliche Verbindung zwischen den beiden Ländern weiterhin eine starke Grundlage für zukünftige Handelsentwicklungen.
1 Swiss Impex
2 www.dihk.de, Konjunkturumfrage Herbst 2024
Importe der Schweiz aus Deutschland von Januar bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum der 5 wichtigsten Warenarten in Millionen (Schweizer Franken)
Chemische und pharmazeutische Produkte 10,4 Mrd. CHF und 4.0 %
–
Maschinen, Anlagen, Elektronik 7,0 Mrd. CHF und - 6.8 %
–
Fahrzeuge 5,2 Mrd. CHF und - 2.7 %
–
Metalle und Metallwaren 4,4 Mrd. CHF und -10.3 %
–
Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie 2,2 Mrd. CHF und - 4.4 %
Exporte der Schweiz nach Deutschland von Januar bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum der 5 wichtigsten Warenarten in Millionen (Schweizer Franken)
Chemische und pharmazeutische Produkte 12.4 Mrd. CHF und 0.8 %
–
Maschinen, Anlagen, Elektronik 5.5 Mrd. CHF und - 6.1 %
–
Fahrzeuge 838 Mio. CHF und - 18.9 %
–
Metalle und Metallwaren 3.2 Mrd. CHF und -12.4 %
–
Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie 3.4 Mrd. CHF und - 2.5 %